„Warum dauert das so lange?“

Vielleicht waren Sie schon einmal erstaunt oder verärgert, wenn Sie etwas länger bei uns warten mussten.

Und dabei wollten Sie vielleicht nur mal eben schnell einen Hautfleck zeigen, wegen einer Erkältung krankgeschrieben werden oder ein Wiederholungsrezept abholen. Und dann stehen da 10 Leute vor Ihnen in der Schlange, und es geht einfach nicht vorwärts.

Oder Sie sitzen im Wartezimmer und andere Patienten gehen vor Ihnen ins Sprechzimmer, obwohl sie nach Ihnen angekommen sind.

Gerne möchten wir einige Gründe dafür erläutern.

Das leisten wir

Die Zeit unseres Arbeitstages ist begrenzt. Es gibt zu wenig niedergelassene Ärzte, Assistenzpersonal ist knapp. Die Kosten für Personal, Energie, Lizenzen und Material steigen, die Einnahmen dagegen stagnieren oder sinken. Krankenkassen bedrohen die Ärzte ständig mit teils existenzgefährdenden Regressen. Man verpflichtet jeden niedergelassenen Arzt, mindestens 25 Sprechstunden pro Woche anzubieten. Wir bieten nicht nur dies, sondern darüber hinaus führen wir noch weitere Terminsprechstunden durch, machen häusliche Krankenbesuche und brüten über Akten. Die Wochenarbeitszeit summiert sich für einige von uns auf weit über 50 Stunden.

Dabei verbringen wir aber nur etwa die Hälfte unserer Zeit im direkten Patientenkontakt – der Rest ist mit Verwaltungsaufgaben belegt, die uns durch das Berufsrecht oder andere Vorgaben auferlegt werden. Zu diesen Aufgaben zählen z.B. die Dokumentation von Befunden, Codierung der Erkrankungen, Prüfen und Erstellen von Medikamentenplänen, Aktenpflege, Abrechnung der Leistungen, Schreiben und Lesen von Artzbriefen, Erstellen von Gutachten, Beantworten von Versicherungsanfragen, Erstellen von Rehabilitationsanträgen und so weiter. Ferner besteht für Ärzte eine Fortbildungsverpflichtung von mindestens 50 Stunden pro Jahr.

Auf diese Weise versorgen wir bis zu 2.500 Patienten pro Quartal mit insgesamt über 10.000 Praxiskontakten. Tendenz: zunehmend. Bürokratieaufwand: steigend.

In den vergangenen Jahren haben wir bereits einige Erleichterungen und Verbesserungen eingeführt:

  • zeitgesteuerte Telefonwarteschlange mit Menüsystem und Bestellhotline
  • Möglichkeit zur Formularbestellung und Terminvereinbarung per Email oder Webseitenformular
  • Telefon- und Videosprechstunde
  • Digitaler Terminplaner mit Möglichkeit zur Online-Terminvereinbarung
  • Information über Arbeitsabläufe und Schließungszeiten über die Homepage, soziale Medien und Newsletter

“Ganz nebenher“ engagieren wir uns in der Ausbildung und im Prüfungswesen von MFA und werdenden (Fach-)Ärztinnen und Ärzten in 1:1-Betreuung sowie in der universitären Versorgungsforschung.

Notfall geht vor Akutfall geht vor Termin geht vor Spontanbesuch geht vor Papierarbeit

Damit in der Sprechstunde alles gerecht zugeht, alle Patienten nach der Dringlichkeit ihres Anliegens behandelt werden und zudem unsere Arbeitszeit optimal ausgelastet wird, ohne dass wir uns wie Behandlungsroboter fühlen, haben wir einige Vorkehrungen getroffen:

  • Wir haben im Tagesablauf Zeitkorridore geschaffen, zu denen wir vorzugsweise Akutfälle behandeln oder Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen o.ä. durchführen oder zu denen wir unsere Papierarbeit erledigen.
  • Menschen in Notfallsituationen werden dabei jederzeit unverzüglich behandelt, dazu gehören z.B. frische Wunden, Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Auch wenn andere Patienten zu diesem Zeitpunkt einen Termin haben oder in Zeitnot sind, geht immer die Notfallbehandlung vor.
  • Als Akutfälle bezeichnen wir Fälle, die innerhalb kurzer Zeit Aufmerksamkeit erfordern, ohne jedoch Notfälle im eigentlichen Sinne zu sein. Darunter fallen z.B. akute Infekte, die Verschlechterung bestehender Erkrankungen, Patienten mit Schmerzen, Krankenhausentlassungen usw. Diese behandeln wir nacheinander gemäß dem Zeitpunkt des Eintreffens. Wenn mehrere Ärzte zur Verfügung stehen, behandelt der als nächstes freiwerdende Arzt den nächsten Patienten aus der Warteschlange. Auch wenn wir zügig arbeiten, kann es z.B. in einer Infektwelle zu längeren Wartezeiten kommen.
  • In der Reihe der Patienten kommen als nächstes die Patienten mit Termin an die Reihe, z.B. für Früherkennungsuntersuchungen oder andere, nicht dringende Anliegen. Hier versuchen wir die Wartezeit auf maximal 30 Minuten zu begrenzen (und schaffen dies auch i.d.R. bei 95% aller Termine).
  • Dazwischen behandeln wir Patienten mit nicht dringenden Anliegen ohne Termin, z.B. länger bestehende Probleme wie Hautveränderungen, Gelenkschmerzen usw. Die Wartezeit ohne Termin kann auch mal länger dauern.
  • Erst wenn dann noch Zeit übrig ist, kommt das geduldige Papier, werden Verwaltungsarbeiten erledigt. So erklärt sich, warum Formulare nicht „mal eben kurz zwischendurch“ in der Sprechstunde geschrieben oder ausgegeben werden können. Bestimmte Formulare oder Schriftstücke können auch mal einige Tage „auf Halde“ liegen, bis sie bearbeitet werden, weil sie besonders zeit- oder arbeitsaufwändig sind, z.B. Rehabilitationsanträge, Gutachten, Versicherungsanfragen etc.

So können Sie uns und sich helfen:

  • Kommen Sie mit Akuterkrankungen zu den Akutsprechstunden. Falls möglich, vereinbaren Sie auch dafür einen Termin online
  • Vereinbaren Sie Ihre Termine nach Möglichkeit online oder per Email
  • Nutzen Sie die Möglichkeit für Telefon- und ggf. Videokonsultationen
  • Kommen Sie pünktlich oder sogar ein paar Minuten früher zu Ihrem Termin
  • Wenn Sie nicht kommen können, sagen Sie den Termin rechtzeitig ab, das geht (nach erfolgter Registrierung) auch online
  • Bereiten Sie sich auf Ihren Termin vor – schreiben Sie sich Ihre Fragen auf, prüfen Sie, dass alle notwendigen Befunde vorliegen, bringen Sie auswärtig verordnete Medikamente mit, haben Sie Ihren Impfpass parat etc.
  • Bestellen Sie Ihre Wiederholungsrezepte oder -überweisungen online, per Mail oder Bestellhotline
  • Klären Sie vorab, ob ein Termin notwendig ist oder ob Ihr konkretes Anliegen anders vielleicht sogar schneller gelöst werden kann

Besser sorgfältig als schnell

Gut Ding will Weile.

Jedes Rezept, jede Überweisung, jedes Formular muss nicht einfach nur geschrieben, ausgedruckt und unterschrieben werden – es muss eine eingehende Prüfung in mehreren Schritten stattfinden. Immerhin geht es um Ihre Gesundheit, manchmal sogar um Leben und Tod – da sollte es lieber gut geprüft als schnell sein.

Beispielsweise müssen wir prüfen, ob bzw. dass

  • Ihr Rezept schon wieder an der Reihe ist (wir sind verpflichtet, jeweils immer maximal die Menge zu verordnen, die innerhalb von drei Monaten verbraucht wird)
  • die für Sie möglicherweise notwendigen Therapiekontrollen auch empfohlen und durchgeführt werden
  • für Ihren Wirkstoff das jeweils gültige Vertragsrabattpräparat verordnet wird
  • bei Rezeptausstellung ein Versichertennachweis vorliegt
  • ein Grund für den Besuch beim Spezialisten vorliegt
  • zu jedem Medikament eine passende Diagnose an die Krankenversicherung übermittelt wird.
  • und und und

Falls wir diese Regeln nicht beachten, werden wir durch die Krankenkassen mit einem sogenannten Regress bedroht. Das bedeutet, dass wir bei Regelverstößen auch noch Jahre später eine empfindliche Strafe bezahlen müssen. Da wir das nicht wollen, prüfen wir genau.

Wenn Sie Ihre Rezepte und Überweisungswünsche rechtzeitig und vorzugsweise per Email, Bestellformular der Homepage oder über die Rezepthotline bestellen, können wir die Aufträge viel effektiver abarbeiten.

Beachten Sie dabei bitte die jeweils aktuellen Hinweise zur Abholung.

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen, insbesondere in Form der Telematik-Infrastruktur, soll vieles leichter machen. Tut sie möglicherweise auch – hoffentlich irgendwann einmal. Bis dahin verbraucht sie vor allem Geld, Nerven und Zeit.

Auch hier werden wir zur Anschaffung und Nutzung teurer Gerätschaften (Konnektoren, Kartenlesegeräte usw.) gezwungen – erneut unter Androhung von Strafzahlungen oder Honorareinbußen bei Nichtnutzung.

Die meisten unserer Prozesse sind dadurch bislang weder einfacher noch schneller geworden:

  • Das Ausstellen einer elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung dauert ca. fünfmal so lange wie zuvor
  • Das Einlesen der Versichertenkarte wird online mit einem Versichertenstammdatenabgleich und ggf. Kartenupdate verbunden. Dieser Vorgang dauert etwa dreimal so lange wie zuvor
  • Bei Internet-Verbindungsproblemen sind manche Prozesse kurzzeitig oder gar nicht verfügbar
  • Das ab 1.1.24 verpflichtende eRezept erfordert die Anpassung vieler Vorgänge auf der Seite von Praxis, Patienten und Apotheken. Es besteht zeitaufwändiger Erklärungsbedarf sowie anfangs eine erhöhte Fehleranfälligkeit.
  • Die elektronische Patientenakte in ihrer jetzigen Form ist umständlich, in der Benutzung zeitaufwändig und daher in der Praxis derzeit ohne Nutzen. Die zusätzlich nötige Arbeitszeit fehlt in der Behandlung von Patienten und wird zudem nicht honoriert. Von einzelnen Krankenkassen werden inzwischen Parallelstrukturen mit eigenen Apps und Portalen zur Speicherung von Behandlungsdaten errichtet. Diese Tendenz zur Zergliederung wird von uns abgelehnt, daher unterstützen wir diese Apps nicht.

Der leidige Quartalsanfang

An ersten ein bis zwei Tagen eines Quartals ist erfahrungsgemäß großer Andrang. Wir erleben, dass viele Patienten am liebsten direkt zu Quartalsbeginn alle Rezepte und alle Überweisungen für Spezialisten bestellen und abholen möchten.

Das ist vielfach aber gar nicht nötig.

Ein paar Fakten zu Formularen, die Sie vielleicht noch nicht wussten:

  • Überweisungen gelten quartalsübergreifend, wenn sie
    • im vorherigen Quartal noch nicht eingesetzt worden sind oder
    • wenn quartalsübergreifend ein- und dieselbe Erkrankung behandelt oder abgeklärt wird
  • „normale“ Medikamenten-Rezepte gelten 14 Tage, egal ob dazwischen ein Quartalswechsel stattfindet

So machen Sie es uns und sich leichter:

  • bestellen Sie nur die Rezepte, die Sie unmittelbar, d.h. innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen benötigen
  • bestellen Sie die Überweisungen eine halbe Woche vor Ihrem Spezialistenbesuch. Geben Sie dabei den Grund für den Arztbesuch an.
  • Abonnieren Sie den Newsletter der Praxis oder folgen Sie uns auf den sozialen Netzwerken, damit Sie über Urlaubs- und Schließungszeiten informiert sind

Die Warteschlange

Manchmal muss man eben warten.

Das liegt nicht daran, dass wir zu langsam, nicht arbeitswillig oder Ihnen nicht wohlgesonnen wären. Bei der großen Anzahl von Patienten mit unplanbaren unterschiedlichen Anliegen und den oben aufgezählten Rahmenbedingungen kommt es zwangsläufig zu Engpässen.

  • Bitte warten Sie geduldig in der Schlange, bis Sie dran sind
  • Wenn Sie einen Arzttermin haben, dürfen Sie an der Warteschlange vorbeigehen
  • Bitte weisen Sie keine Menschen zurecht, die an der Warteschlange vorbeigehen. Falls nötig, tun wir das.
  • An der Anmeldung soll sich aus Datenschutzgründen nur eine Person aufhalten
  • Bei großem Andrang verteilen wir kleine Funkempfänger, mit denen Sie im Auto oder auf der Straße warten können. Diese Geräte piepsen, wenn Sie an der Reihe sind.

Warum Hausarztmodell?

Das Hausarztmodell, der Hausarztvertrag oder auch die Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) ist auf einer eigenen Seite erklärt.

Wenn Sie eingeschrieben sind, haben wir weniger Aufwand bei der Abrechnungsdokumentation und erhalten eine angemessenere Vergütung für Ihre Behandlung.

Manchmal ist das Hausarztmodell sogar dafür verantwortlich dafür, dass wir für Ihre Behandlung ÜBERHAUPT bezahlt werden. Unter manchen Bedingungen erhalten wir im klassischen Abrechnungsmodell erheblich weniger oder sogar gar kein Geld für Ihre Behandlung:

  • Wenn wir im Quartal nur telefoniert haben
  • Wenn unsere Patientenzahl ein bestimmtes Maß übersteigt
  • Wenn wir zu viele Hausbesuche durchführen
  • und und und

Also: bitte schreiben Sie sich ins Hausarztmodell ein!

Das Wichtigste in Kürze

  • Kommen Sie mit Akuterkrankungen zu den Akutsprechstunden. Falls möglich, vereinbaren Sie auch dafür einen Termin online
  • Vereinbaren Sie Ihre Termine vorzugsweise online oder per Email
  • Kommen Sie pünktlich zu Ihrem Termin
  • Wenn Sie nicht kommen können, sagen Sie den Termin ab, das geht auch online
  • Bereiten Sie sich auf Ihren Termin vor – schreiben Sie sich Ihre Fragen auf, prüfen Sie, dass alle notwendigen Befunde vorliegen, bringen Sie auswärtig verordnete Medikamente mit, haben Sie Ihren Impfpass parat etc.
  • Die Zeit für Ihren Termin wird vorab anhand Ihres Anliegens bemessen. Bitte beschränken Sie sich auf den vereinbarten Terminanlass
  • Bestellen Sie Ihre Wiederholungsrezepte oder -überweisungen online, per Mail oder Bestellhotline
  • Klären Sie vorab, ob ein Termin notwendig ist oder ob Ihr konkretes Anliegen anders vielleicht sogar schneller gelöst werden kann
  • Bestellen Sie nur die Rezepte, die Sie unmittelbar, d.h. innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen benötigen
  • Bestellen Sie die Überweisungen eine halbe Woche vor Ihrem Spezialistenbesuch. Geben Sie dabei den Grund für den Arztbesuch an
  • Beachten Sie die Abholzeiten
  • Abonnieren Sie den Newsletter der Praxis oder folgen Sie uns auf den sozialen Netzwerken, damit Sie über Urlaubs- und Schließungszeiten informiert sind
  • Wenn Sie einen Arzttermin haben, gehen Sie an der Warteschlange vorbei. Wenn jemand an der Warteschlange vorbeigeht, weisen Sie ihn nicht zurecht
  • Schreiben Sie sich ins Hausarztmodell ein